Die Kunst der Schwarz-Weiß-Fotografie

Von Fabian Peters - Do, 13.08.2015 - 14:54

Ursprünge und Entwicklung

Die Ursprünge der Schwarz-Weiß-Fotografie liegen in den Anfängen der Fotografie selbst. Damals, bevor die Möglichkeit bestand, die visuelle Wirklichkeit farbgetreu wiederzugeben, hatte die Schwarz-Weiß-Fotografie keinen gesonderten Namen. Sie wurde als das bezeichnet, was wir heutzutage gemeingültig unter dem Begriff der Fotografie verstehen.

Englische Fußballfans in London / Foto: E Dean, WhiteWall.com

Zwischenzeitlich hat die traditionelle Schwarz-Weiß-Fotografie an Bedeutung verloren. Sie wurde lediglich in Randbereichen wie der Astrographie, der Verkehrsüberwachung oder der Langzeitarchivierung eingesetzt. Viele Motive aus den frühen Jahren der Fotografie erfreuen sich jedoch nach wie vor großer Beliebtheit. Ob die Landschaftsaufnahmen von Ansel Adams, die Parisimpressionen von Henri Cartier-Bresson oder die facettenreichen Portraitserien von August Sander: Die wesentlichen und weltbekannten Bildikonen der Fotografiegeschichte sind schwarz-weiß.

Mittagessen auf einem Wolkenkratzer / Foto: Charles C. Ebbets, WhiteWall.com

Schwarz-Weiß - Vom Makel der Farblosigkeit zum gewollten Fotografie-Effekt

So bahnbrechend die Entwicklungsgeschichte der Fotografie auch ist, so war sie seit ihrem Anbeginn mit dem vermeintlichen Makel behaftet, die Realität nicht farbgetreu widerzuspiegeln. Während sich die meisten Fotografen in der über 170-jährigen Fotografiegeschichte schmerzlich nach mehr Farbe sehnten, haben wir mittlerweile die Wahl, uns zwischen farbigen und schwarz-weißen Aufnahmen zu entscheiden. Was damals normal war, gilt heutzutage oft als Effekt. Im Menü einer Digitalkamera stehen der Begriff „monochrom“ oder das Kürzel „S/W“ häufig stellvertretend für Aufnahmen ohne Farbton. Im Gegensatz zur analogen Fotografie bleiben Entscheidungen wie die Wahl eines bestimmten Schwarz-Weiß-Films im digitalen Zeitalter aus. Die einst nachhaltig wirkende Entscheidung für oder gegen eine gewisse Schwarz-Weiß-Ästhetik erfolgt heutzutage oftmals sogar erst bei der Bildnachbearbeitung.

Innenansicht des Hauptbahnhofes von New York (um 1936) / Foto: WhiteWall.com

Wirkung von Schwarz-Weiß-Fotografie

Doch weder die Geburtsstunde der angewandten Farbfotografie in den 1930er-Jahren noch der gegenwärtige Siegeszug digitaler Aufnahmeverfahren konnten die monochrome Schwarz-Weiß-Fotografie verdrängen: Über die Jahrzehnte hat sie sich zu einem Stilmittel und einer eigenständigen Kunstform entwickelt. Das Abstrahieren von Farben erfreut sich dabei auch im digitalen Zeitalter großer Beliebtheit. Bei Schwarz-Weiß-Aufnahmen richtet sich die Aufmerksamkeit vor allem auf das Spiel zwischen Licht und Schatten, auf Konturen, Formen und die Bildkomposition. Die beiden „Farbextreme“ schwarz und weiß stehen dabei in einem besonders starken Kontrast zueinander und lassen oftmals einen gewissen Hauch Nostalgie mitschwingen. Die Schwarz-Weiß-Wirkung einer Aufnahme ist dabei zunächst einmal unabhängig von dem Motiv und lebt allein von der Reduzierung auf ihre Grautöne. Denn Farben lenken im Gegensatz zu monochromen Aufnahmen häufig vom eigentlichen Bild ab. Obwohl Farbaufnahmen näher an der Realität haften, entsteht oftmals der Eindruck, dass monochrome Motive die Wirklichkeit stärker zur Geltung bringen. Der Schwarz-Weiß-Fotografie wird aufgrund ihres Kontrastreichtums daher häufig eine unverfälschte und originale Wirkung zugeschrieben.

Foto: WhiteWall.com

Tipps & Tricks zur Schwarz-Weiß-Fotografie

Schwarz-Weiß-Fotografie bedeutet mehr als einer Aufnahme per Mausklick ihre Farbe zu entziehen. So gibt es etliche Aufnahmen, die in Farbe beeindrucken, umgewandelt in Schwarz-Weiß jedoch jeglichen Anreiz verlieren. Wer Schwarz-weiß fotografiert, muss deshalb in der Lage sein, die farbige Wirklichkeit bereits im Kopf zu einer schwarz-weißen Abstraktion derer umzuwandeln. Während der Aufnahme gilt es, Farben als Kontraste wahrzunehmen und Helligkeitswerte richtig einzuschätzen. Diese Art der Fotografie erfordert einerseits ein gewisses fotografisches Talent, hat andererseits aber auch einen unglaublich ästhetischen Reiz. Um ein Schwarz-weiß-Foto zu entschlüsseln bedarf es darüber hinaus mehr geistige Kapazität als es bei einer Farbfotografie der Fall ist. Durch die Konzentration auf die Aufnahme eines Motivs wird einer schnelllebigen Willkür entgegengewirkt, weshalb sich die Schwarz-Weiß-Fotografie inzwischen nach wie vor großer Beliebtheit erfreut. Am besten wirkt ein Schwarz-Weiß-Bild auf hochwertigem, dafür ausgelegtem Fotopapier. Ein Evergreen ist das Baryt-Fotopapier. Bereits 1866 entwickelt, zählt es zu den absoluten Klassikern unter den Fotopapieren und garantiert brillantes Weiß, satte Schwarztöne, und scharfe Konturen. Eine Alternative stellt das Schwarz-Weiß-Papier von von Illford dar, welches wahlweise mit glatter oder matter Oberfläche zu bestellen ist.

Checkliste Schwarz-Weiß Fotografieren

  • Stellen Sie sich Ihr Motiv schon während der Aufnahme als Schwarz-Weiß-Fotografie vor: Achten Sie dazu auf Kontraste zwischen Farben, Unterschiede zwischen hell und dunkel, sowie besondere grafische Strukturen

  • Nutzen Sie keinen Filter der Kamera, verwandeln Sie das Foto stattdessen erst während der Nachbearbeitung in ein Schwarz-Weiß-Bild

  • Lassen Sie das  Bild auf passendem Foto-Papier entwickeln, setzen Sie auf Baryt-Fotopapier oder auf Illford Schwarz-Weiß-Fotopapier

Schneetreiben / Foto: Kai Ziehl, WhiteWall.com 

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