Bilder vom Mond | Im Interview: Mark Robinson

Von Fabian Peters - Di, 22.03.2016 - 15:00

Millionen Menschen träumen von einer Reise zum Mond. Doch bisher hatten nur die Wenigsten die Chance, sich diesen Traum zu verwirklichen. Gute Nachrichten für alle anderen: Die Lunar Reconnaissance Orbiter Kamera der NASA übermittelt unglaublich hochauflösende Fotos vom Mond zurück zur Erde. Die Bilder sind für Entdecker und Fotografie-Enthusiasten gleichermaßen faszinierend. Ausgewählte und von WhiteWall produzierte Bilder der LROC werden nun im Nationalen Luft- und Raumfahrtmuseum in Washington D. C. ausgestellt. Organisiert wurde die Ausstellung von Mark Robinson, der nicht nur als Professor an der Arizona State University’s School of Earth and Space Exploration tätig, sondern auch als Projektleiter für das Bildsystem des Lunar Reconnaissance Orbiter verantwortlich ist. Wir haben mit ihm über das beeindruckende Projekt und die kommende Ausstellung gesprochen. Zudem hat er uns verraten, wie die Bilder entstanden sind.

© NASA/GSFC/Arizona State University

Hallo Herr Robinson, wie kam es dazu, dass Sie damals angefangen haben sich für die Geologie des Mondes und anderer Planeten zu interessieren? Es hat mich damals sehr geprägt, das Apollo Programm in Zeitungen und Magazinen zu verfolgen und die Astronauten auf dem Mond zu sehen – auch wenn ich gerade mal im Grundschulalter war. Ich staune immer noch darüber, dass tatsächlich Menschen auf dem Mond waren. Und das nicht nur ein Mal, sondern ganze sechs Male! Später dann, als ich das College beendet habe, wurde ich Explorationsgeologe für Bergbauunternehmen und habe nach wertvollen Metallen gesucht. Eins kam zum anderen und so arbeite ich heute mit Bildern, die im Weltraum aufgenommen wurden.

Besteht eine spezielle Herausforderung darin, Orte zu studieren, die Sie nicht besuchen können? Die Erde zu erforschen ist eine ganz eigene Herausforderung, nicht wahr? Als Feldgeologe zum Beispiel verbringt man manchmal einen ganzen Monat in einem bestimmten Gebiet, sammelt Proben und kartographiert die Geologie. Im nächsten Schritt geht man für gewöhnlich ins Labor, um detaillierte Analysen vorzunehmen und die gesammelten Proben den Aufzeichnungen zuzuordnen. Man bildet Hypothesen und geht dann zurück in das Gebiet und untersucht, welche Annahmen sich als richtig erweisen und welche man fallen lassen kann. Im Bereich der Astrogeologie hingegen haben wir nicht die Möglichkeit Proben zu sammeln. Wir können ja nicht mal Steine zur Seite schieben oder Löcher graben und sehen, was sich darunter befindet. Aus dieser Entfernung heraus, können wir niemals ganz sicher sein, ein Problem wirklich gelöst zu haben. Was wir Astrogeologen aber sehr wohl können, ist die nächsten Schritte festzulegen: Wir stellen die richtigen Fragen und überlegen, welche Messungen wir an welchen Stellen vornehmen müssen. Genau das machen wir mit der LROC – wir können die besten Orte auf dem Mond aufsuchen, um die wissenschaftlichen Kernfragen zu überprüfen und Ressourcen zu lokalisieren.

©  NASA/GSFC/Arizona State University

Sie sind Hauptprüfer für das Bildsystem des Lunar Reconnaissance Orbiter der NASA. Wie definiert sich Ihr Zuständigkeitsbereich? Meine Hauptaufgabe besteht darin, sicherzustellen, dass wir den bestmöglichen Datensatz sammeln, der zukünftige Forschung erleichtert und uns zu spannenden Ergebnissen führt. Ich arbeite sehr eng mit dem talentierten LROC-Team an der Arizona State University, das mit seiner Arbeit dazu beiträgt, dass jeden Tag ganze 450 GB an Bildmaterial gesammelt werden. Zu meinen Aufgaben gehören die Zielauswahl, die technischen Daten des Raumfahrzeugs aufzuzeichnen, die Messwerte zu dekomprimieren und die Bilddateien zu erstellen, aus denen wir Mosaike und topografische Karten anfertigen. Und ganz im Ernst: Der Mond ist ein fantastischer Ort für Forschungen!

© NASA/GSFC/Arizona State University

Wie nimmt die Lunar Reconnaissance Orbiter Kamera diese beeindruckenden Bilder auf? Und: Was für eine Kamera-Art ist sie?  LROC besteht aus drei Kameras: einer Weitwinkelkamera und zwei Telekameras. Die Weitwinkelkamera wurde entworfen, um den ganzen Mond in angemessener Auflösung in sieben Farben –ultraviolett und in sichtbaren Wellenlängen – aufzunehmen und Überschneidungen anzuzeigen, um eine umfassende Topografiekarte zu erstellen. Die Telekameras hingegen sorgen dafür, dass wir den Maßstab erkennen können, um Forschungszonen und sichere Landegebiete zu planen. Alle drei Kameras sind auf die Bewegungen des Raumschiffs angewiesen, um die Bilder zeilenweise zu erstellen. Die Telekameras haben jeweils nur 5.064 Pixel, alle in einer Reihe. Diese Reihe von Pixeln wird immer wieder ausgelesen, während das Raumschiff über der Mondoberfläche fliegt. Da sich das Raumschiff mit einer Geschwindigkeit von mehr als 1.600 Metern pro Sekunde bewegt, war es eine große technische Herausforderung, das System so zu gestalten, dass es eine Reihe in 0,37 Millisekunden mehr als 52.000 Mal pro Bild ausliest! Das ASU-LROC-Team erstellt täglich Ladebefehle und die anschließend vom Goddard Space Flight Center (GSFC) der NASA in Greenbelt, Maryland an das Raumschiff geschickt werden. Das Raumschiff wiederum übermittelt die Bilder durch eine Ka-Band Antenne in White Sands, New Mexico, die wiederum durch das GSFC an die ASU geleitet werden. Die Ausstellung im Luft- und Raumfahrtmuseum beinhaltet auch einen Satz an Ersatz-Weitwinkelkameras und –Telekameras: nutzbare Kopien der Kameras, die sich gerade in der Umlaufbahn des Mondes befinden. So bekommen die Besucher eine reale Vorstellung von ihnen. Diese beeindruckenden Kameras wurden von einem kleinen Team am Malin Space Science Systems in San Diego, Kalifornien gebaut.

Die Lunar Reconnaissance Orbiter Kamera hat jahrelang Fotos aufgenommen. Wie haben Sie eine Auswahl derer getroffen, die letztendlich in den Druck gehen sollten? Gleich drei Leute waren an dem Auswahlprozess beteiligt: ich selbst, Emerson Speyerer und Tom Watters. Emerson ist ein LROC-Wissenschaftler, der ein starkes Interesse an konventioneller Fotografie hat. Tom ist ein Forscher, der im Raum- und Luftfahrtmuseum arbeitet. Beide haben die letzten sechs Jahre viel mit den Bildern der LROC gearbeitet – unter wissenschaftlichen und technischen Aspekten. Wir haben eine Auswahl an Fotos getroffen, die die ganze Schönheit und Größe der lunaren Landschaft widerspiegeln, die laufenden wissenschaftlichen Entdeckungen hervorheben und uns eine Ahnung von der Geschichte der lunaren Erforschung vermitteln.

© NASA/GSFC/Arizona State University

Die komplette Sammlung der LROC-Bilder ist online zu finden. Warum haben Sie sich entschieden, zusätzlich eine Ausstellung zu organisieren?  Wir zeigen die LROC-Bilder an sehr vielen Standorten. Zum Beispiel bei professionellen Wissenschaftsmeetings, in Grundschulen, in öffentlichen Bibliotheken aber auch in Kunstgalerien. Wir wollen in jedem Fall ein breites Publikum erreichen. Für viele Menschen ist der Mond einfach nur eine hübsche, silberne Scheibe am Himmel, aber sie haben keine Vorstellung davon, wie die Mondlandschaft wirklich aussieht. Das Luft- und Raumfahrtmuseum hat jährlich Besucherzahlen von fast zehn Millionen Menschen, die aus der ganzen Welt kommen. Ich hoffe, dass die LROC-Bilder den Mond für viele von ihnen greifbarer machen. Er hat eine komplexe Geologie, verändert sich stetig und ist auch ein chancenvoller Ort – quasi eine komplett eigene Welt, die nur auf unsere Rückkehr wartet. Die komplette Sammlung mit hunderten von beschrifteten Bildern ist auf der LROC Homepage verfügbar; eine Auswahl ist zudem im interaktiven Kiosk in der Galerie zu finden.

Bilder vom Mond:

© Mark Robinson /@ National Air & Space Museum

© Mark Robinson /@ National Air & Space Museum

© Mark Robinson /@ National Air & Space Museum

© Mark Robinson /@ National Air & Space Museum

© Mark Robinson /@ National Air & Space Museum

© Mark Robinson /@ National Air & Space Museum

© Mark Robinson /@ National Air & Space Museum

© Mark Robinson /@ National Air & Space Museum

Warum haben Sie sich für WhiteWall entschieden? Die LROC-Bilder sind sehr groß und unglaublich detailliert – ein einziges Bild der Telekamera besteht aus mehr als 256 Megapixeln mit einer 12-bit Graustufenauflösung (0 – 4095 DNs). Um alle Informationen eines solchen Bildes (oder Mosaiks) abzubilden, braucht es nicht nur einen hochauflösenden Drucker mit einem hohen Kontrastumfang, sondern auch ein Druckverfahren, das sehr große Abzüge ermöglicht. Es gibt nicht sehr viele, die all diese Kriterien erfüllen. Von daher war die Wahl relativ einfach; für eine herausragende Schärfe und exakte Farbgenauigkeit!

Die Drucke sind allesamt Fotos hinter Acrylglas , die als Fotoabzüge eine unglaubliche Schärfe und brillante Farben bieten. Sie können in Großformaten mit einer Kantenlänge von bis zu 270 cm produziert werden.

Letzte Frage: Was denken Sie, können die Leute zuhause von diesen Bildern lernen? Ich hoffe, dass viele Besucher mit dem Gefühl nach Hause gehen, dass der Mond eine erhabene Schönheit besitzt und zugleich ein wissenschaftliches Wunder darstellt. Der Mond ist eine ganz eigene Welt, die nur auf unsere Rückkehr wartet. Und immerhin ist er nur eine drei-Tages-Reise entfernt – also nichts wie los!

© Charlie Leight/ASU Now

ASU-Professor Mark Robinson im Lunar Reconnaissance Orbiter Camera Science Operations Center, auf dem ASU-Tempe-Campus.

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